Igelhilfe - aber richtig!

Igel gehören wohl zu den bekanntesten und beliebtesten heimischen Tieren überhaupt: Sie sind putzig, wirken behäbig und sind Dank ihres Stachelkleides dennoch wehrhaft.

Igel kann man mit ganz einfachen Dingen glücklich machen - neben den sehr beliebten Reisig- u. Laubhaufen, die in einer Gartenecke aufgeschichtet werden können, nutzen sie gern auch Holzstapel zum Verkriechen.

Natürlich sollte man auf jeglisches Gift verzichten, damit sich möglichst viele Insekten im Garten tummeln und so dem Igel als Nahrungsgrundlage dienen.

Auch eine Tränke hilft den Tieren, besonders im Sommer, über die heißen Tage.

 

Damit den Igel im Garten nichts passiert bitte auf folgendes achten:

  • Kellerschächte abdecken
  • keine elektrischen Gartengeräte (Rasentrimmer etc.) benutzen
  • eine Ausstieghilfe am Gartenteich platzieren
  • Schuppen, Gartenhäuser und Garagen die tagsüber immer mal offen stehen bitte öfter kontrollieren, falls sich ein Igel dort versteckt hat, sonst droht er darin zu verungern/verdursten
  • beim Komposthaufen umsetzen bitte Vorsicht walten lassen, neben Igel wohnen dort auch gern Schlangen u. Eidechsen
  • Schlupflöcher im Gartenzaun einrichten, damit sie ungestört auf Nahrungs- und Quartiesuche gehen können
  • bitte Laub und Reisig auf einem Haufen liegen lassen, auf keinen Fall abbrennen
  • sollte man im Garten eine Mutter mit Nachwuchs entdecken - bitte auf keinen Fall stören... natürlich sind die Kleinen niedlich und gerade Kinder möchten das gern sehen aber Igelmütter reagieren bei Störungen mitunter sehr empfindlich und verlassen unter Umständen dann das Nest und ihre Kinder. Das bedeutet, dann für die Kleinen meist das Todesurteil, denn auch wir Pfleger haben bei der sehr schwierigen Aufzucht von Neugeborenen meist kaum eine Chance (da die so wichtige Biestmilch fehlt).

Im Herbst suchen sie sich dann ein behagliches Versteck für ihren Winterschlaf.

Als letztes verkriechen sich die jungen Igel im Laub, meist ab Anfang November. Sie brauchen mehr Zeit als ihre Eltern, um sich ein ausreichendes Winterschlafgewicht anzufressen. 

Hat man einen Igel als Winterschlafgast im Garten kann man in der Nähe seines Quartiers ein katzen, ratten- und wettergeschütztes Fuuterhaus hinstellen in dem man "gecrunchtes" Trockenfutter und Wasser anbietet. Gibt es nun im Winter mal eine milde Phase und der Igel wird richtig wach kann er sich an dem Futter stärken und dann weiter schlafen. Man kann an dem zerkleinerten Trockenfutter auch gut erkennen ob ein Igel dran oder nicht. Diese Futterhäuser findet man entweder fertig zu kaufen im Internet oder auf vielen Seiten werden auch Bauanleitungen angeboten.

 

Für Jungigel sind im Herbst (Anfang November) 500 Gramm absolutes Minimum, besser noch 600-700 gr, um den ersten Winter aus eigener Kraft zu überstehen. Tiere die zu dem Zeitpunkt mit ihrem Gewicht darunter fallen brauchen Hilfe.

 

Tagaktive Igel sind immer ein Alarmzeichen und man sollte genau hinschauen!

Igel sind nachtaktive Tiere, ebenso wie ihre Nahrungstiere und sie benötigen ihren Schlaf, den sie am Tag halten. Erwachsene Igel, die am Tag herumlaufen, sind meist krank (erkennt man am torkelnden Gang, rollen sich nicht mehr zusammen, sehen schmal und eingefallen aus) und sollten umgehend kompetente Hilfe erhalten.

Ab September wenn die Igelmütter Nachwuchs haben und viel Nahrung brauchen kann man mit Zufüttern die Igel unterstützen. Je nach Witterung macht diese Zufütterung dann bis Mitte Oktober Sinn, was besonders für Jungigel sehr hilfreich ist. Ab Mitte Oktober oder bei einem vorzeitigen Kälteeinbruch (so wie es momentan vielernorts ist) macht aber auch eine Zufütterung im Garten keinen Sinn mehr. Igelkinder haben einen sehr geringen Eigenfettanteil, benötigen viel Energie um ihre Körpertemperatur (ca. 36 Grad) zu halten, da sie einen größeren Wärmeverlust als erwachsene Tiere haben, trotz Zufütterns schaffen sie dadurch dann einfach keine Gewichtszunahme mehr. Zudem können Jungigel bei zu niedrigen Temperaturen die Futteraufnahme komplett einstellen bzw. verweigern und gehen in den Schlaf, ungeachtet dessen ob ihr Gewicht ausreichend ist, was für sie dann im Winter fatale Folgen hat.

Eine Zufütterung macht aber nur bis ungefähr Mitte Oktober Sinn, danach werden die Nächte meist so kalt, dass die Igel das Fressen einstellen unabhängig davon ob sie das notwendige Gewicht schon haben oder nicht. Ein Tier, dass dann mit Untergewicht in den Winterschlaf geht hat kaum eine Chance.

 

Bei der Zufütterung ist auf folgendes zu achten:

  • Keine Milch nur Wasser
  • Keine Speisereste, Gemüse oder Obst verfüttern,
  • Nur gesunde Igel zufüttern, kranke o. zu kleine Igel gehören in fachmännische Hände Pflege
  • Hygiene ist oberstes Gebot, die Futterschalen täglich mit heißem Wasser säubern
  • Die Futterschale katzen- und vogelsicher aufstellen, wegen Krankheitsübertragung
  • Nur Igel- und Katzenfutter verwenden, Hundefutter ist aufgrund des zu geringen Proteingehalts nicht empfehlenswert
  • Hackfleisch und Ei immer ungewürzt, ungesalzen und gegart anbieten, nie roh
  • Keine zusätzlichen Vitamingaben ins Futter tun

Igelkinder mit einem niedrigeren Gewicht müssen in fachliche Obhut gebracht werden, da man davon ausgehen kann, dass sie ihre Mutter unterwegs verloren haben. Diese säugt normalerweise die Jungtiere tagsüber im Nest. Irrt nun so ein kleiner Kerl draußen umher, wird er aufgrund des rapiden Wärmeverlusts schnell sterben. Igelkinder haben einen sehr geringen Eigenfettanteil, benötigen viel Energie um ihre Körpertemperatur (ca. 36 Grad) zu halten, da sie einen größeren Wärmeverlust als erwachsene Tiere haben und können bei Temperaturen unter 15 Grad die Futteraufnahme komplett einstellen bzw. verweigern.

 

Hier ist schnelle Hilfe nötig. Bis zur Abgabe an eine kompetente Igelhilfe muss das Igelkind warm gehalten werden (Wärmeflasche – nicht zu heiß!) und mithilfe einer Pipette (ohne Nadel!) einige Tropfen lauwarmer Wasser-Fencheltee Mischung eingeflößt bekommen. Auf keinen Fall sollte im unterkühlten Zustand sofort Futter verabreicht werden.

Ab Wintereinbruch bzw. Temperaturen um die null Grad, hilft dann auch eine Zufütterung nicht mehr. Tiere, die nun noch umherstreifen, sind in der Regel krank oder untergewichtig, sie können sich bei Dauerfrost kein Nest mehr bauen, zudem verbrauchen sie aufgrund der Kälte nun mehr Energie um die Körperwärme zu halten. Deshalb erhöht sich ihr Gewicht nun auch durch Zufüttern nicht mehr. Diese Tiere benötigen eine Überwinterung in menschlicher Obhut. Wichtig dabei ist, dass sie sofern sie gesund sind, in einen Raum mit mindestens 18 Grad Raumtemperatur auf das erforderliche Winterschlafgewicht von ungefähr 600 - 700 gr. gebracht werden. Sind die Vorbereitungen auf den Winterschlaf soweit abgeschlossen kann man die Temperatur langsam senken und den Igel bei unter 7 Grad schlafen lassen. Sie sollte nicht höher liegen, da die Igel sonst in einen kräftezehrenden Dämmerschlaf verfallen bei dem sie enorm Energie verbrauchen. Aufgrund dessen sind auch die zunehmend milden Winter für Igel ein Problem weil sie immer wieder aufwachen oder nur im Halbschlaf liegen, was wiederum enorm an ihren Energiereserven zerrt. Igel erwachen während des Winterschlafs zwar immer mal für kurze Zeit, werden diese Aufwachphasen jedoch zu häufig und auch zu lang kann es für leichtgewichtige Igel gefährlich werden.

Igel, die in menschlicher Obhut überwinterten, haben nach der Auswilderung im Frühjahr entgegen früherer Ansichten, keine Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden. Vorausgesetzt die Auswilderung lief kontrolliert ab. Damit ist ein Aufenthalt von mindestens 14 Tagen in einem Auswilderungsgehege mit Zufütterung (langsame Umgewöhnung an Insektennahrung) gemeint. Auch nach dem Öffnen des Geheges sollte immer noch Futter und Wasser bereit stehen. Mit dieser Methode haben auch Igelkinder die mit Hand groß gezogen wurden die besten Chancen sich an die Freiheit zu gewöhnen, wie Beobachtungen zeigten.

Igeln ist am besten mit einer naturnahen Gestaltung des Gartens geholfen. Ein naturfreundlicher Garten bietet nicht nur gute Versteckmöglichkeiten in Laub- und Reisighaufen, sondern mit Regenwürmern, Schnecken und Käfern auch viel geeignete Igelnahrung. Eine so genannte „Igelburg“ bietet den Tieren ein optimales Winterquartier. Sie besteht aus einem einfachen Holzkasten, der mit ausreichend Laub und Reisig überdeckt wird. „Igelburgen“ können auf ganz einfache Weise selbst gebaut werden, gerade für Kinder ist das eine besonders spannende Aufgabe.

Kranke, verletzte Igel oder Igelwaisen sind unbedingt in Igelerfahrene Hände abzugeben. Am besten ist eine Igelstation oder eine Igel Pflegestelle. Dort kann man sich auch Adressen von Tierärzten die Igelerfahrung haben einholen

 

Nicht jeder Tierarzt ist mit der speziellen Behandlung von Igeln vertraut! Sie benötigen je nach Erkrankung ganz bestimmte Medikamente.