Glühwürmchen

Jeder Gärtner kennt das: man kommt morgens in sein Gemüsebeet und alles ist von Nacktschnecken angefressen. Anstatt dann zu Schneckenkorn zu greifen sollte man lieber den Glühwürmchen die Arbeit überlassen.
Glühwürmchen sind weder Würmer noch Fliegen, wie der englische Name Firefly glauben macht. Sie gehören zur Familie der Leuchtkäfer(Lampyridae), die mit etwa 2000 Arten fast die ganze Welt bevölkert.
In Europa sind 4 Arten beheimatet:

• Kleines Glühwürmchen (Lamprohiza splendidula): Die Weibchen können nicht fliegen; sie leuchten konstant mit grünlichem Licht. Auch die Männchen leuchten: Funken gleich fliegen sie kreisend durch die Nacht. Die Larven können schwach leuchten. Kleine Glühwürmchen sind in der Schweiz nördlich der Alpen sehr selten.

• Grosses Glühwürmchen (Lampyris noctiluca): Die flugunfähigen Weibchen sowie Eier und Larven leuchten mit konstantem grünlichem Licht. Die fliegenden Männchen leuchten nicht. Das Grosse Glühwürmchen ist auf der Alpennordseite am häufigsten zu beobachten. Man sieht sie an Waldrändern, in Rieden oder an Bahnböschungen mit Hecken.

• Kurzflügelleuchtkäfer (Phosphaenus hemipterus): Die Männchen leuchten gelegentlich wenn sie gestört werden. Beide Geschlechter können fliegen. Ansonsten leuchten nur die Larven, dies aber nur sehr schwach und meist zwischen 2 und 4 Uhr nachts. Deshalb werden sie kaum wahrgenommen, obwohl sie in der Schweiz recht häufig sind.

• Italienischer Leuchtkäfer (Luciola italica): Die flugunfähigen Weibchen und die fliegenden Männchen blinken etwa im Sekundentakt, das Licht ist gelblichweiss. Sie leben im Tessin und in Bündner Südtälern, ausserdem gibt es eine Population in Lausanne und in Zürich.

Leuchtkäfer leben an Waldrändern, in Gebüschen, in Gärten und auf feuchten Wiesen.
Nach der Paarung legen sie ca. 60-90 Eier in den Boden aus denen nach ungefähr einem Monat, meist Ende August, die Larven schlüpfen. Auch die Eier leuchten schwach. Nach rund einem Monat schlüpfen die Larven. Die Larven sehen aus wie lange, schmale Asseln, sind dunkelgrau und an beiden Seiten jedes Segments orange betupft. Auch sie strahlen kontinuierlich ein schwaches Licht ab, selbst während der Winterruhe. Das soll sie vor Fressfeinden schützen, denn das Licht signalisiert „ungeniessbar“. Selbst die hungrigsten Vögel und Ameisen weigern sich, Glühwürmchenlarven zu fressen.
Leuchtkäferlarven lieben es dunkel, warm und feucht – so wie Schnecken, ihre Lieblingsnahrung. Ein bis zwei Zentimeter klein sind die Larven und überwältigen auch Schnecken, die um ein Vielfaches grösser sind. Mit ihren Mundfühlern nimmt die Glühwürmchenlarve Witterung auf, schnüffelt der Schleimspur entlang, kriecht der Schnecke auf den Rücken und rammt ihr dolchartige Kiefer in den Leib. Ein eiweissauflösendes Gift lähmt die Schnecke; diese wird dann verspeist. Nach einer Mahlzeit kann eine Glühwürmchenlarve bis zu viermal schwerer sein, was laufend Häutungen nötig macht, um den zu eng gewordenen Panzer zu erweitern.
Nach zwei bis vier Jahren sucht die Larve einen geeigneten Platz, um sich zu verpuppen. Dabei kann sie einige hundert Meter weit krabbeln, manchmal werden Larven auch von einem Bach anderswo hingeschwemmt. Nur auf diese Weisen besiedeln Glühwürmchen neue Gebiete. Im Mai dann verpuppen sich die Larven, zwei Wochen später schlüpfen die Leuchtkäfer. Diese fressen nichts mehr, leben nur noch für die Paarung und Eiablage.
Die eingesetzten Leuchtsignale dienen dem Finden und Anlocken von Artgenossen. Das Weibchen sucht sich einen erhöhten Punkt und leuchtet solange bis ein passendes Männchen vorbei geflogen kommt. Glühwürmchen leuchten nicht einfach so, sondern verbreiten je nach Art ganz spezielle Leuchtbotschaften. Die Signallänge und der Rhythmus ist wie ein Morsecode der Männchen und Weibchen zusammenführt. Gleichzeitig dient das Leuchten auch der Feindabwehr – jeder Räuber auf Futtersuche weiß, dass dieses Leuchten einem giftigen Tierchen gehört.
Beim Leuchten findet im Körper eine hocheffiziente bio-chemische Reaktion statt. Es ist zwar nicht das hellste Licht aber dafür eben extrem effizient. Die dabei frei werdende Energie wird zu rund 98 Prozent als kaltes Licht ausgestrahlt. Auch die besten LED-Leuchten kommen dagegen nicht einmal auf einen Wirkungsgrad von 25 Prozent. Effizienzsteigernd wirkt beim Glühwürmchen eine Schicht aus reflektierenden Salzkristallen an der Rückseite des Hinterleibes. Durch ein glasartiges Fenster an der Bauchseite strahlt das Licht in die Nacht und lockt potentielle Partner an.
Eine Leuchtperiode dauert meist so 2-4 Wochen.

Bioluminiszenz = Die Erzeugung von kaltem Licht durch Lebewesen wird Biolumineszenz genannt. Bei Leuchtkäfern reagiert die chemische Verbindung Luciferin und Sauerstoff (Oxidation), wobei das Enzym Luciferase als Katalysator wirkt. Die biochemische Reaktion findet in Leuchtzellen an der Bauchseite des Hinterleibes statt. Die frei werdende Energie wird fast ausschliesslich in Licht umgesetzt, wobei die Lichtmenge etwa einem Tausendstel des Lichts einer Kerze entspricht. Bei vielen Leuchtkäfer-Arten kann das An- und Abschalten vom Nervensystem gesteuert innerhalb von Sekundenbruchteilen erfolgen. Die Blinkzeichen und Pausen zwischen den Signalen sind arttypisch – so finden sich die richtigen Partner auch dann, wenn in einem Gebiet mehrere Leuchtkäferarten leben. Die Weibchen der Gattung Photuris können mehrere Lichtsprachen nachahmen und fressen die angelockten artfremden Männchen.
Weitere Tiere die zur Biolumineszenz fähig sind sind einige Käferarten, in Höhlen lebenden Fliegenlarven, Bakterien, Einzeller, Quallen, Krebsen, Tintenfischen und Tiefseeorganismen.

Glühwürmchen brauchen Hilfe
Leider werden Glühwürmchen immer seltener. Intensive Landwirtschaft, Bodenverdichtung und Überbauungen haben viele Lebensräume zerstört, und auch die verbreitete Lichtverschmutzung setzt den Larven so arg zu, dass ein Entwicklungsstopp eintreten kann. Zudem unterdrückt die Helligkeit nicht nur die der Aktivität der Larven, Männchen werden von ihr vertrieben, so das die Weibchen, die in der Nähe von Lichtquellen sitzen, vergeblich auf ein paarungsbereites Männchen warten.
Auch wenn konkrete Zahlen fehlen, so kann man sicher sagen, dass die Entwicklung des Bestands rückgängig ist.
Sie sind um sich entwickeln und fortpflanzen zu können auf bestimmte Strukturen angewiesen. Offene Vegetationsformen, die auch schattige und feuchte Stellen aufweisen und Saumbiotope sind für die Leuchtkäfer wichtig.
Was kann ich tun:
• richten Sie in ihrem Garten Asthaufen ein, dort sitzen die Weibchen gern und für die Larven ist es eine perfekte Unterkunft um von dort auf Schneckenjagd zu gehen
• errichten Sie Trockenmauern, Weibchen nutzen zum Anlocken gern erhöhte Sitzplätze
• schaffen sie magere Wiesen, die nicht gedüngt werden
• lassen Sie Krautsäume stehen, nicht alles muss mit der Motorsense kurz gehalten werden
• setzen Sie kein Schneckengift ein
• minimieren Sie künstliche Beleuchtung in ihrem Garten
• lassen Sie Schnittguthaufen liegen, durch die sich darin entwickelnde Wärme werden Weibchen angelockt
• vermeiden Sie die Mahd in der Leuchtzeit (Juni/Juli) am besten ist die Zeit im Mai und August zum Schnitt geeignet

Ein Sprichwort besagt: In einem Garten in dem Glühwürmchen leuchten herrscht ein guter Geist.
Helft mit, damit die Mitsommernächte wieder von einem magischen Leuchten erfüllt werden.