Einen Naturgarten anlegen

Der Frühling ist bereits in vollem Gange, die Sonne wärmt angenehm auf der Haut, die Vögel beginnen mit dem Nestbau und überall liegt der Duft von Schlehe in der Luft. Die Wildkirschen und Pfirsichbäumchen sind bedeckt mit weißen oder rosafarbenen Blüten und die Apfelbäume lassen bereits erahnen in welcher Pracht sie sich bald zeigen.

Jetzt kribbelts auch dem Gartenbesitzer wieder in den Fingern - ein neues Gartenjahr steht vor der Tür.

Warum wagen Sie nicht einmal etwas neues?

Anstatt einen sauberen, geordneten aber leblosen Garten mit Golfrasen, Thuja und Forsythie oder ein teures exotisches Pflanzenallerlei in aufwendiger Arbeit zu pflegen, - versuchen Sie es doch mal mit einem Naturgarten?

Er sieht nicht nur viel schöner aus und ist eine wahre Oase für unsere einheimische Tierwelt, sondern zudem auch viel pflegeleichter.

Es bedarf nicht viel aus einem Garten ein Refugium voller Leben zu gestalten.

Wie dies funktioniert erfahren Sie hier:

Ein Naturgarten ist ein Platz in dem man Ruhe findet, wo fleißige Bienen und pelzige Hummeln in bunten Blütenbeeten von Blume zu Blume fliegen, ein Ort an dem der Kreislauf der Natur aus Vergehen und Entstehen wunderbar zu beobachten ist, mit dem Sie einen außerordentlichen Beitrag zum Naturschutz leisten können, wo die unterschiedlichsten Vögel ihr Lied singen, nachts Glühwürmchen leuchten und Igel und Eichhörnchen gern zu Besuch kommen.

Um solch ein natürliches Biotop anzulegen, sollte man sich natürlich vorab darüber im Klaren sein, dass Gifte, Chemie und Mineraldünger in einem Naturgarten tabu sind. Man arbeitet mit der Natur, nicht gegen sie.

Ausgezeichnet zum Düngen ist z.B. Pferdemist, er ist überall erhältlich und wirkt bei vielen Pflanzen wahre Wunder.

Und um die Schädlinge müssen Sie sich nicht kümmern, das erledigen der Ohrwurm, Marienkäfer, die Florfliege, die Fledermäuse und der Igel für Sie.

Wählen Sie heimische Sträucher und Pflanzen

 

Viele Tierarten finden durch die Pflanzung fremdländischer Gehölze kaum Nahrung.

Rhododendren bieten zum Beispiel keiner Tierart Nahrung im Gegensatz zur Eberesche. Ihre Früchte werden von 63 Vogelarten gefressen. Auch bedeuten schöne Blüten für Bienen nicht immer auch einen gedeckten Tisch. Die allseits beliebte Forsyhie ist leider auch ein Garant dafür, dass Hummeln, Bienen und Co mit knurrendem Magen wieder weiterfliegen müssen, da bei ihr weder Pollen noch Nektar zu holen ist.

Greifen Sie dafür lieber zu einheimischen Gehölzen. Unter den 180 Wildsträuchern, die in Mitteleuropa vorkommen, finden Sie für jeden Standort das richtige Gewächs und können Ihren Garten abwechslungsreich gestalten. Zudem sind einheimische Gehölze wesentlich widerstandsfähiger und anspruchsloser als Exoten, so dass man als Gärtner lange an ihnen Freude hat.

Allerdings müssen Sie nicht vollständig auf Besonderheiten verzichten. Der sogenannte Sommerflieder (Buddleia) ist zwar kein europäisches Gewächs, dennoch erfreut er sich bei unseren Schmetterlingen großer Beliebtheit. Auch der Strauch "Sieben Söhne des Himmels" ist ein Exot, zieht aber mit seiner Blüte viele Insekten an und blüht zudem bis spät in den September hinein.

 

Verzichten Sie auf gefüllte Blüten

 

Nicht nur das Bienen schlecht Zugang zum Pollen finden, vielfach haben die gefüllten Blüten nur wenig oder überhaupt keinen Nektar oder Pollen, sie sind meist unfruchtbar.

Daraus resultierend kann sich auch keine Frucht bilden. Und selbst wenn einige Exemplare Früchte ausbringen, finden sie kaum Abnehmer. Die Frucht des exotischen blutroten Weißdorns schmeckt gerade einmal einer Vogelart, hingegen werden die Früchte des heimischen eingriffeligen Weißdorns von 32 Vogelarten verspeist. Auch die Rosen bilden da keine Ausnahme. Nicht nur das Hunds-, Essig- und Apfelrose viel robuster sind als ihre hochgezüchteten Verwandten, ihre ungefüllten duftenden Blüten werden besonders gern angeflogen und die Hagebutten der Wildrosen sind für 27 Vogelarten echte Leckerbissen.

 

Legen Sie eine Blumenwiese an

 

Im Gegensatz zu fadem Einheitsgrün und arbeitsintensiven Golfrasen sind Blumenwiesen ein Quell an Leben. Rasen besteht nur aus wenigen Pflanzenarten und benötigt im Sommer pro Quadratmeter 500 -1000 Liter Wasser. Blumenwiesen hingegen enthalten 50-60 Pflanzenarten und müssen so gut wie nie gegossen werden. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für rund 1500 Fliegen-, Käfer-,Hummel-, Bienen- und Schmetterlingsarten, die wiederum die Nahrungsgrundlage für 2500 weitere Kleintierarten bilden, wie Schwalben, Rotkehlchen Hausrotschwänze, Igel und Eidechse.

 

Verlegen Sie natürliche Wegebeläge

 

Betonierte Wege sind in einem Naturgarten fehl am Platz. Um Wege zu befestigen oder anzulegen greift man lieber zu Kies, Rindenmulch oder Naturstreu. Möchte man auf Pflastersteine nicht ganz verzichten reicht es auch wenn man zwischen den Steinen etwas Platz läßt und ihn mit trittfesten Bodendeckern, wie z.B. Thymian, begrünt. Diese atmungsaktiven Bodenbelägen begünstigen nicht nur das Kleinklima im Garten, auch der Boden wird besser belüftet und Niederschlag kann schneller versickern. Noch dazu ist eine Mischung dieser naturnahen Beläge auch etwas für die Sinne, der erdige Geruch von Rindenmulch gleicht einem Waldspaziergang, der würzige Duft von Thymian in den Pflasterzwischenräumen erinnert an Omas Kräutergarten und barfuß über Graswege zu laufen macht nicht nur den Kleinsten Spaß.

 

Kleine Ecken unberührt belassen

 

Lassen Sie eine Ecke Ihres Gartens unberührt. Wildwuchs und Gestrüpp sind von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Der Igel und viele andere Tiere werden es Ihnen danken! Auch sogenannte Unkräuter leisten einen wertvollen Beitrag für die Fauna, sie sind beliebtes Grünfutter für Raupen. So brauchen die Raupen von Admiral, Landkärtchen und Kleiner Fuchs Brennessel als Futterpflanze. Je mehr Pflanzenvielfalt Ihr Garten bietet, desto mehr summt, brummt und flattert es in Ihrem Garten.

Im Herbst wenn die Blätter fallen kann man dort auch einen Laubhaufen anlegen, der nicht nur dem Igel als Winterquartier dient. Marienkäfer, die täglich etwa 150 Blattläuse verputzen, überwintern ebenfalls gern an der Basis ungeschnittener Pflanzen oder im Laub.

 

Legen Sie einen Teich an

 

Wasser ist nicht nur ein großartiges Gestaltungselement, es bringt Harmonie und ein besseres Kleinklima in den Garten und erweitert die Artenvielfalt. Jeder Teich sei er auch noch so klein wird in kurzer Zeit von einer Vielzahl an Lebewesen erobert. Wasserflöhe, Libellen, Frösche - sie alle nutzen dieses Biotop als Lebensraum. Wichtig ist beim Anlegen eines Teiches darauf zu achten, dass er mind. 80 cm Tiefe hat, damit die in ihm überwinternden Tiere im Winter nicht mit einfrieren und verschiedene Uferzonen einzurichten. Die Bepflanzung sollte vornehmlich aus einheimischen Wasserpflanzen bestehen, wie der Trollblume, der gelben Teichrose oder dem Froschbiss. Um Sauerstoffmangel vorzubeugen bedarf es keiner großen Technik, Binsen und Sumpfschwertlilien helfen die Wasserqualität auf natürlichem Wege zu verbessern. Auch sollte man auf das Einsetzen eines Fischbestandes verzichten, da sonst Kaulquappen und Froschlaich keine Überlebenschance haben.

Bitte siedeln Sie auch keine Amphibien in Ihren neu angelegten Gartenteich um - die Tiere sind aufgrund ihres Wanderverhaltens an feste Routen und oft auch an bestimmte Laichgewässer gebunden und neu angelegte Gewässer werden erfahrungsgemäß bereits in der ersten Saison selbständig besiedelt. Ausserdem würde man mit einer Entnahme aus der Natur gegen das geltende Naturschutzrecht verstoßen.

Und bedenken Sie bitte den Sicherheitsaspekt, sowohl für Kinder, als auch für Kleintiere, die den Teich als Tränke nutzen. Für Igel und Co reicht es schon aus, wenn man an einer Seite des Teiches eine Ausstieghilfe anlegt.

 

Bauen Sie eine Trockenmauer

 

Dazu benötigen Sie eine größere Menge Natursteine, sowie als Untergrund und Füllmaterial Schotter, Kies, Bauschutt oder alte Ziegel.

Beim Aufschichten werden die größten und schwersten Steine für die unterste Schicht genommen, wobei darauf zu achten ist, dass nicht Fuge über Fuge steht. Denn Hohlräume im Innern, sowie Spalten und Ritzen als Zugänge sind durchaus erwünscht. Damit wird Tieren, wie dem Wiesel, der Blindschleiche, Eidechsen, Kröten, Mäusen, Hummeln oder Wildbienen eine Besiedlung erleichtert.

Auch der gezielte Einbau von Nischen hinter den Mauersteinen führt zur Ansiedelung geschützter Fauna wie Erdhummeln, solitär lebenden Wildbienen aber auch Reptilien und Lurchen.

Mit entsprechender Bepflanzung wird dann jede Trockenmauer zu einem Hingucker im Garten mit großem Nutzeffekt. Naturschutz - dreidimensional...

 

Errichten Sie einen Totholz- und Steinhaufen

 

Ein Totholzhaufen bietet Lebensraum und Unterschlupf für viele Insekten- und Käferarten, Spinnen, Vögel und Kleintiere.
Eine Nashornkäferlarve lebt zum Beispiel bis zu 4 Jahren von morschem Holz. Die meisten der erwähnten Arten finden im Totholzhaufen Nist-, Entwicklungs- und Überwinterungsmöglichkeiten sowie Rückzugsgebiete. Eine große Anzahl von Käfern und Larven ernährt sich vom Totholz. Wertvolle Nützlinge für die Schädlingsbekämpfung und Befruchtung finden sich dort ein. So legen Solitärbienen und –wespen ihre Eier in das Totholz. Auch Ohrwurm, Schlupfwespe, Marienkäfer, Laufkäfer und Spinnen leben im Totholzhaufen. Er bietet Unterkunft und Rückzugsgebiete für Erdkröten, Frösche, Molche (als Überwinterungsplatz), Zauneidechsen, Spitzmaus, Igel und Mauerwiesel, außerdem Nistmöglichkeiten für Zaunkönig, Rotkehlchen und Grasmücke.

 

Auch Steinhaufen bieten gute Versteckmöglichkeiten, Sonnenplätze und Winterquartiere für zahlreiche Tiere.
Eidechsen oder Blindschleichen nutzen besonders gern so einen Haufen. Größere Hohlräume in Bodennähe werden auch von Säugetieren genutzt. Die Errichtung eines Steinhaufens ist ganz einfach. Ein sonniger Standort ist perfekt und eine ungestörte Lage für die Tiere wichtig.

Bringen Sie Nisthilfen an

 

Da die Landschaft zunehmend kultiviert und der Wald aufgeräumt ist, die Städte sauber und modernisiert sind, der Einsatz von Spritzmitteln in der Landwirtschaft gängig ist und der Bestand an freiwachsenden Hecken abgenommen hat, herrscht nicht nur in der Vogelwelt Wohnungsnot. Dabei sind alte abgestorbene Bäume und Wildhecken genauso wichtig, wie Bauernhöfe mit ihren alten Scheunen und Ställen.

Um den Vögeln, Insekten und Säugetieren die Wohnungssuche etwas zu erleichtern kann man mit verschiedensten künstlichen Nisthilfen seinen Garten zum Wohnparadies umgestalten.